Amphibienschutz
Allgemeines
Amphibien sind wechselwarme Wirbeltiere. Sie waren die ersten, die sich vor etwa 360 Millionen Jahren einen Lebensraum auf dem Land an der atmosphärischen Luft eroberten. Die Anpassungen, die für das Landleben notwendig waren, demonstrieren sie - immer noch wie ein Relikt aus der Stammesgeschichte - während ihrer Entwicklung von der Larve zum erwachsenen Tier. Die meisten heimischen Lurche beginnen ihr Leben im Wasser. Aus den im Wasser abgelegten Eiern schlüpfen Larven, die über Kiemen atmen. Sie machen während ihrer Entwicklung eine körperbauliche und physiologische Umwandlung (Metamorphose) durch, die es ihnen ermöglicht, an Land zu leben. Unter anderem sei genannt:
die Ausbildung von:
- Beinen zur Fortbewegung
- Lungen zur Atmung (neben der Hautatmung)
Man unterscheidet bei den heimischen Amphibienarten zwischen den Frosch- und den Schwanzlurchen. Die Schwanzlurche behalten nach der Metamorphose ihren Schwanz und besitzen einen eher zierlichen Rumpf (Molche, Salamander). Die Froschlurche bilden ihren Schwanz zurück und haben eine plumpere Gestalt (Frösche, Kröten und Unken). Ein Charakteristikum der Lurche ist ihre dünne drüsenreiche Haut. Um die Hautatmung zu gewährleisten, müssen die Amphibien mit Hilfe Tausender von Schleimdrüsen, die über die ganze Hautoberfläche verteilt sind, ihre Haut feucht halten und benötigen deshalb immer feuchte Schlupfwinkel. Ferner enthält ihre Haut Drüsenzellen, die giftige Sekrete absondern. Sie dienen der Abwehrfunktion gegenüber Fressfeinden aber auch als Schutz vor bakteriellen und Pilz-Infektionen.
Die meisten Tiere sind nachtaktiv. Ihre Nahrung besteht im erwachsenen Alter z.B. aus: Insekten, Schnecken und Würmern. Als Kaulquappen leben die Froschlurche vorwiegend vegetarisch (Algen, die auf Steinen und Wasserpflanzen wachsen), während die Larven der Schwanzlurche bereits tierische Kleinlebewesen (Kleinkrebse und Wasserinsekten) fressen.
Die Amphibien stellen einen unersetzbaren Teil im ökologischen Gesamtgefüge dar. Sie sind ebenfalls Nahrung für zahlreiche Tierarten. Molche, Kleinfische und Enten fressen Amphibienlaich. Kaulquappen werden u.a. von Libellenlarven, Gelbrandkäfern und Vögeln verspeist. Störche, Graureiher, Mäusebussard, Rohrweihe, Igel und Schlangen werden ausgewachsenen Amphibien gefährlich.
Wie kommt es zu einer massenhaft auftretenden Frühjahrswanderung?
Viele Amphibien begeben sich bis zu dreimal im Jahr auf Wanderschaft. Im Frühjahr, Anfang März, wenn die Luft- und Bodentemperaturen mindestens 6 °C betragen, es regnet und dunkel wird, brechen sie zu ihren Laichgewässern auf - wie von einer inneren Uhr gesteuert. Sie kommen aus ihren geschützten Winterquartieren, wo sie sich zuvor frostsicher in einem winterschlafähnlichen Starrezustand zurückgezogen hatten. Die meisten suchen wieder ihr Geburtsgewässer auf, in dem sie als Jungtiere ihre Metamorphose abgeschlossen haben. Nach dem Ablaichen verlassen Grasfrosch und Erdkröte das Gewässer überwiegend sofort, während Molche sich mehr Zeit zur Wanderung und zum Ablaichen gönnen. Sie ziehen dann erneut auf Wanderschaft in ihre Sommerquartiere. Diese sind recht vielfältig. Manche Lurche bevorzugen Wälder, Feldgehölze und Hecken. Dazu gehören Erdkröte, Fadenmolch, Feuersalamander, Spring- und Grasfrosch sowie Bergmolch. Der Laubfrosch als guter Kletterer sucht sich gerne ein sonniges Plätzchen im Gebüsch. Kreuz-, Wechsel- und Geburtshelferkröte mögen vegetationsarme Flächen. Sie verstecken sich unter Steinen oder in einem selbstgegrabenen Unterschlupf.
Die Jungtiere wandern im Anschluss an ihre Metamorphose ebenfalls im Hochsommer vom Gewässer fort.
So kann insbesondere während der massenhaften Frühjahrswanderung bereits der Straßenverkehr eine Amphibienpopulation innerhalb weniger Jahre in ihrem Bestand existentiell gefährden! Diese Art des Massensterbens kann populationsdynamisch nicht aufgefangen werden.
Aber nicht nur durch sein Auto stellt der Mensch eine Gefährdung für Amphibien dar, sondern auch dadurch, dass er
- vielfach die Lebensräume (Laichgewässer, Landlebensräume) der Amphibien zerstört,
- die Gewässer verschmutzt,
- die Amphibienbestände absammelt,
- nicht heimische Arten ansiedelt (z.B. Goldfische im Gartenteich),
- sich für die vielen weniger populär erscheinenden Lebewesen nicht ausreichend interessiert.
Schutzmaßnahmen
Amphibienschutz ist ein weites Betätigungsfeld, das Hilfe jeder Art benötigt!
Um zunächst den Straßentod zu verhindern, sind wir alle gefordert durch rücksichtsvolles Fahren und Akzeptanz dafür, dass während einer gewissen Zeit bestimmte Straßenabschnitte gesperrt werden.
Eine Hilfsmöglichkeit besteht auch in der Anlage eines naturnahen Gartenteiches, der von Amphibien gerne angenommen wird.
Eine weitere wichtige Hilfsmaßnahme stellt der provisorische Amphibienschutzzaun dar. Hierbei muss man sich einen engmaschigen Fangzaun vorstellen, der in Verbindung mit eingegrabenen Eimern die Amphibien daran hindern soll, die Straße zu überqueren. Die in Richtung der Straße wandernden Tiere werden durch den Zaun abgelenkt und wandern entlang des Zaunes, um ihr Hindernis zu umgehen. Hier fallen sie nun in einen der eingegrabenen Eimer, aus denen sie nicht fliehen können. Diese Tiere müssen möglichst bald auf der gegenüberliegenden Seite der Straße in die Freiheit entlassen werden. Während der Hauptwanderungszeit werden am Morgen und Abend die Eimer kontrolliert und entleert.
Auf diese Rettungsaktionen ist der Erhalt der Amphibienpopulationen angewiesen. Da sie jedoch immer von der konstanten freiwilligen Mithilfe abhängen und zahlreiche Tiere trotzdem Opfer des Straßenverkehrs werden (während des ganzen Jahres finden Wanderungen im Bereich der Straße statt bzw. Grasfrosch, Molche und Jungtiere können den Zaun überklettern), sollte eine dauerhafte Lösung die Amphibienpopulationen retten. Untertunnelungen mit fest installierten Zäunen könnten es den Amphibien ermöglichen, ganzjährig, ohne menschliche Hilfe zwischen ihren Lebensräumen zu wechseln. Diese Maßnahmen scheitern jedoch vielfach aus Kostengründen.
Amphibienwanderung in Ennepetal
Die Stadt Ennepetal installiert im Frühjahr an den von den Amphibien am meisten frequentierten Straßenbereichen entsprechende Hinweisschilder im Tal der Ennepe (im Bereich Brandshausen, Ahlhauser Hammerwerk, Behlinger Weg, Peddenöde), im Heilenbecker Tal (Krüners Kotten), Holthauser Talstraße sowie an der Kahlenbecker Straße.
Ferner werden Schutzzäune im Bereich des Ahlhauser Hammers und an der Kahlenbecker Straße errichtet. Die Eimerkontrollen werden täglich morgens und bei Bedarf auch abends von ehrenamtlichen und amtlichen Helfern vorgenommen.
Zumeist werden die Schutzzäune jedes Jahr Ende Februar auf- und Mitte bis Ende Mai abgebaut. Da auch im Bereich des Behlinger Weges rege Amphibienwanderungen stattfinden, wird in dieser Zeit auch über die Nachtstunden der Behlinger Weg gesperrt.
Weitere Infos zu Amphibien und ihrem Schutz sind unter: www.nabu.de speziell: www.nabu.de/tiereundpflanzen/amphibienundreptilien/ erhältlich.